Jetzt aber : weg mit den Pestiziden
Am 10. Oktober 2014. stellten natur&ëmwelt a.s.b.l. und Greenpeace Luxemburg ihre Kritik am Nationalen Aktionsplan „Pestizide“ vor. Die beiden Organisationen hatten Anfang der Woche im Rahmen einer öffentlichen Konsultation ihre ausführliche Stellungnahme beim Landwirtschaftsministerium eingereicht. Luxemburg ist einer EU-Direktive zufolge verpflichtet, einen Nationalen Aktionsplan vorzulegen, der anhand von konkreten Zielen, Maßnahmen und Zeitplänen darlegen soll, wie das Land die Verwendung von Pestiziden reduzieren will. Für natur&ëmwelt und Greenpeace wird der Nationale Aktionsplan diesen Anforderungen jedoch in keinster Weise gerecht.
„Das Bienensterben und die aktuellen Ereignisse um die Trinkwasserbelastung des Stausees sind nur die Spitze des Eisbergs um die Pestizid-Problematik, und freiwillige Maßnahmen und Sensibilisierungsaktionen werden nicht ausreichen, um die Auswirkungen von Pestiziden auf Umwelt und Verbraucher in den Griff zu bekommen“, erklärt Martina Holbach, Campaigner bei Greenpeace Luxemburg. „Wir fordern Landwirtschafts- und Verbraucherschutzminister Fernand Etgen auf, den Aktionsplan Pestizide grundlegend zu überarbeiten. Wir brauchen eine Strategie zur Verringerung des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft, im öffentlichen und privaten Bereich, mit konkreten Zielen, Zahlen und Zeitplänen sowie Verboten für besonders gefährliche Pestizide.“
Diese Forderung wird übrigens auch von den über 5000 Unterzeichnern der Bienenschutz-Petition getragen, welche der Regierung Anfang September überreicht wurde.
Als einen ersten Schritt muss endlich Klarheit darüber geschaffen werden, welche Pestizide in welchen Mengen eingesetzt werden. Konkrete Zahlen sind bislang nicht bekannt. Dabei stehen mehr als 40% der 233 Wirkstoffe, die in Luxemburg genehmigt sind, auf sogenannten „Schwarzen Listen“. Außerdem bedarf es einer Evaluierung der Wirksamkeit der bereits in der Landwirtschaft praktizierten Maßnahmen des sogenannten „Integrierten Pflanzenschutzes“. Nur so wird es möglich sein, effektive Maßnahmen zur Reduktion der Pestizide auszuarbeiten.
Nicht nur das Trinkwasser des Stausees ist durch Verunreinigungen mit Pestiziden belastet. Ein Untersuchungsprogramm kommt zu dem Schluss, dass in Luxemburg im Jahr 2012 55% des untersuchten Trinkwassers respektiv der Trinkwasserquellen mit Pestizidrückständen verunreinigt waren.
Der Pestizideinsatz ist ebenfall mitverantwortlich für den Rückgang der Artenvielfalt in Luxemburg : neben den Zielorganismen werden auch Nützlinge reduziert und der Einsatz von Herbiziden auf Grünland und Äckern drängt die Arten der Beikräuter sehr stark zurück. Der Rückgang der biologischen Vielfalt ist in der Agrarlandschaft besonders ausgeprägt.
„Pestizide im Trinkwasser, Bienensterben und der dramatische Verlust der Biodiversität in Luxemburg sind Aspekte derselben Gesamtproblematik, nämlich einer intensiven Landwirtschaft, wie sie auch hierzulande betrieben wird“, erklärt Lea Bonblet, Beraterin bei natur&ëmwelt. „Wenn die Regierung es ernst meint und einen effektiven Nationalen Aktionsplan Pestizide vorlegen will, muss sie auch den längst überfälligen Paradigmenwechsel hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft einleiten. Dazu gehört, dass prioritär der biologische Landbau, der ohne synthetische Spritzmittel auskommt, gefördert werden muss. Pestizide gehören zudem weder auf öffentliche Flächen noch in Privatgärten. Ein kohärentes Vorgehen aller betroffenen Ministerien ist unerlässlich.“
Communiqué par natur&ëmwelt a.s.b.l.